paradigmi Ausstellung Workshop mit deutschen und italienischen Künstlern
26. August – 18. September 2011
Paola
Alborghetti (IT) mailand dresden
Emilia Castioni (IT) mailand
Nicola Felice Torcoli (IT) mailand
Eckehard Fuchs (DE) dresden
Marta Fumagalli (IT) mailand
Andreas Hildebrandt (DE) potsdam
Thomas Kabelitz (DE) berlin
Martin Mannig (DE) dresden
Riccardo Pirovano (IT) mailand
Grit Ruhland
CARS OMEGNA (IT)
Silke Abendschein (DE) dresden
Davide Vergnano (IT) omegna
Emilia Castioni (IT) mailand
Nicola Felice Torcoli (IT) mailand
Eckehard Fuchs (DE) dresden
Marta Fumagalli (IT) mailand
Andreas Hildebrandt (DE) potsdam
Thomas Kabelitz (DE) berlin
Martin Mannig (DE) dresden
Riccardo Pirovano (IT) mailand
Grit Ruhland
CARS OMEGNA (IT)
Silke Abendschein (DE) dresden
Davide Vergnano (IT) omegna
PARADIGMI
Zwölf
deutsche und italienische Künstler zeigen in der Gruppenausstellung
PARADIGMI ihre und andere Weltsichten. Im vorgelagerten Workshop
mit dem Untertitel „Modelle – Schaukästen –
Sammlungen“ entstehen z.T. ortsspezifische Arbeiten für
den Kunstraum geh8, die vom 26.8. bis 18.9. 2011 zu sehen sein werden.
Basis der Ausstellung ist ein wechselseitiger, künstlerischer
Austausch.
Über Paradigmen
Das geflügelte
Wort vom „Paradigmenwechsel“ zu Beginn der 2000er Jahre
klingt einem vielleicht noch im Ohr. Ohne dass notwendigerweise
etwas konkretes damit verbunden wäre, begreift man, sobald
davon die Rede ist: gemeint ist offensichtlich eine große,
weitreichende Veränderung. Etwas grundsätzliches, etwas
weltanschauliches. Verstand man unter einem „Paradigma“
im 18. Jhd noch ein bestimmendes wissenschaftliches Denkmodell,
bezeichnet man heute im engeren Wortsinn damit ein „Beispiel“,
„Vorbild“, „Muster“ oder „Abgrenzung“,
„Vorurteil“; in allgemeinerer Form auch „Weltsicht“
oder „Weltanschauung“ . Fassen wir aber vorallem letzteren
Begriff – die „Anschauung“. Anschauung ist ein
erkenntnistheoretischer Begriff, der in seiner heutigen Verwendung
meist auf Immanuel Kant bezogen ist. Mit ihm wird von Kant zunächst
auf den sinnlich-rezeptiven Anteil an der Erkenntnis Bezug genommen
(KrV B 33) . Gemeint ist demnach nicht ausschließlich eine
optische Erfahrung, sondern eine, die die Informationsverarbeitung
und Interpretation aller SINNE beinhaltet. Und davon handelt schließlich
PARADIGMI; Nicht vom Wechsel - sondern von der Anschauung selbst,
der Sicht auf die Welt. Oder genauer gesagt, von verschiedenen Sichten
bzw. Anschauungen in „Modellen - Schaukästen –
Sammlungen“. Vielleicht hört man den Wechsel des Jahrtausends
(als Fata Morgana) dabei mit? Oder schlichtweg als bloße Täuschung?
Das Bild wird zur Frage (je-)des einzelnen Standpunktes - im unwahrscheinlichen,
quantenmechanischen Puzzle.
Über die Form
Welche
„Modelle - Schaukästen – Sammlungen“ der
Weltsichten könnten nun Künstler mitten in dieser interdisziplinären,
fragmentierten, postmodernen Überfrachtung zu bieten haben?
In erster Linie: ästhetische. Und die ist laut Kant ja die
Basis aller unserer weiteren Erkenntnis – vor den Begriffen.
Die ständige Umformung und Aufarbeitung sinnlicher Eindrücke
– durch ein oder mehrere Individuen, quasi durch einen menschlichen
Filter. Mit Intuition zur Reduktion der wachsenden Komplexität
– immerhin ein Versuch. Das Unerklärliche mit dem Unverständlichem
dividieren, herauskommt: etwas, das nicht prüfbar, nicht kalkulierbar
und verifizierbar - und doch Wissen ist – anderer Art. Es
ist vieles über unterschiedliche Hirnhälften und deren
Informationsverarbeitung gedacht und geschrieben worden, welches
mittlerer Weile als überholt gilt, was jedoch bleibt, ist die
Feststellung dass eine Hälfte unseres Denkens "ganzheitlich,
bildhaft, musisch, kreativ, intuitiv, zeitlos, räumlich, emotional
und körperorientiert" ist – auch wenn die meisten
Menschen einen Großteil ihrer Zeit Tasten tippend mitteilsam
vor viereckigen Maschinchen verbringen. Außerdem: wer entscheidet
über die Notwendigkeit der „Anwendung“ einer ästhetische
Reflexion?
Vorzeigemodell,
Modellprojekt, Modellbauplatte, Modellagentur, mentale Modelle …
ein Modell ist ein Objekt (…) das in wichtiger Hinsicht einem
(eventuell erst noch zu schaffendem) >Original< gleicht. In
den Naturwissenschaften versteht man unter einem Modell in der Regel
eine anschauliche Vorstellung von einem unanschaulichem Phänomen,
die dieses Phänomen zumindest in gewissen Grenzen zugänglich
für Berechnungen, Voraussagen und Erklärungen macht .
In der Kunst bieten sie ein spannendes Themenfeld, denn die Auseinandersetzung,
was „Modell“ und was „Original“ ist, ist
seit dem Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit
eine offene Frage. Weiterhin ermöglichen Modelle in aller Regel
durch die Anpassung an die menschliche Dimension eine besondere,
sinnliche Erkenntnis, liefern sie doch verkleinerte und meist vereinfachte
Bilder der Lebens- und Gedankenwelten.
Der „Schaukasten“
überschneidet sich in Themenbereichen mit dem Modell. Er rahmt
z.B. die im Modell visualisierte Idee. So „zeigt“ auch
er seinen Inhalt auf eine bestimmte Art und Weise. Er stellt die
Frage nach der Präsentation, der Veröffentlichung - als
Rahmen, als Vitrine, als Sockelfrage, als Display. Er verweist auf
seine institutionelle Fassung. Er präsentiert seinen Inhalt
nicht als bloße, zusammenhangsfreie Objekte, sondern ordnet
sie in einen bestimmten Kontext ein. Sei es inhaltlich, disziplinär
oder institutionell. Dabei gleicht der Schaukasten dem Sucher der
Kamera und stellt auf das Objekt scharf. So ermöglicht er das
konzentrierte Betrachten von Einzelaspekten.
Mit „Schaukästen“
verbunden sind „Sammlungen“. Ab wann kann man aber von
einer Sammlung sprechen? Wieviele Objekte müssen vorhanden
sein? Auf jeden Fall stellt eine Sammlung Beziehungen zwischen Dingen,
Objekten, Daten her. Ein oder mehrere Eigenschaften müssen
den Objekten einer Sammlung gemein sein, denn: Sammeln bezeichnet
die systematische Suche, Beschaffung und Aufbewahrung von Dingen
oder Informationen. In den Industrieländern ist Sammeln eine
ideelle Beschäftigung geworden. Institutionalisiertes Sammeln
besteht im Anlegen von Sammlungen in Museen, Bibliotheken oder Archiven.
Eine Sammlung bietet weiterhin einen Überblick zu einem Thema.
In der Kunst können Dinge als zugehörig zueinander gesehen
werden, die sich im Alltag widersprechen.
Es
werden z.T. ortsspezifische Arbeiten von 12 Künstler aus Deutschland
und Italien zu sehen sein. Das mediale Spektrum reicht von Malerei
und Zeichnung bis hin zu Objekten, Installation und konzeptueller
Klanginstallation.